Berichte Reisen 37 und 38

Überfahrt von Leckermühle nach Burgstaaken Reise 37 und weiter Reise 38 nach Heiligenhafen

Überfahrt aus dem Binnenland über den Mittellandkanal, den Elbe Seitenkanal, durch das größte Schiffshebewerk Europas in Lüneburg Scharnebeck, die Elbe aufwärts bis Lauenburg, Elbe-Lübeck-Kanal bis nach Neustadt in Holstein.

Mittellandkanal

Warten auf das Schiffshebewerk Lüneburg/Scharnebek

da ist es

38m Höhenunterschied, das ist schon eine gewaltige Badewanne

die Ansicht von unten

Schleuse Lauenburg, Besonderheiten? im Hafenbereich darf man nur zwei Kn fahren

in Lübeck angekommen

 

Mehrfach auf der Fahrt unter Motor prüften wir den Ölstand, das Kühlwasser den Batterieladezustand, die Lichtmaschinen incl. Keilriehmen usw.usw.. Angekommen in Neustadt wurde die Mastelektrik komplett erneuert. Am nächsten Tag dann Mast stellen, Segel anschlagen und los. STOPP, erst noch Ölstand und Kühlflüssigkeit prüfen.

endlich fertig, jetz noch Mast stellen

hier noch am Kranplatz, wir legen ab an einen freien Steg um alles zu richten

hier: am Takelsteg, ganz schön viele Drähte…

Jetzt kann es bald losgehen, schon Nachmittag, also wird es eine Dunkelfahrt. Jetzt Essen, Snacks und Getränke für die Nacht, Sicherheitseinweisung, Notrolle, warme Sachen anziehen, Rettungsweste incl. Livebelt.  Motor starten, ach halt, sicherheitshalber nochmal den Ölstand Prüfen, wir haben im Winterlager einige Arbeiten durchgeführt, und ein Paar Schläuche und Rohre vom Kühlsystem ausgetauscht. Klappe auf, Taschenlampe — shit, was ist das denn? Hier ist alles voll Öl, der Öldeckel fehlt, jetzt weiß ich was vorhin beim Ablegen vom Kranplatz so geknallt hat. Hühnerkacke sach ich Euch. Ok, was tun ? Wir verschieben die Abfahrt auf morgen und ich rufe meinen Schlosser an. „Welche Farbe hat das Öl? Mausgrau? dann ist da Wasser drin, so kannst du nicht fahren.“ Wir stellen später fest, der Schlauch für die Kurbelgehäuse Entlüftung sitzt zu. Deshalb ist der Druck im Motor gestiegen und der Deckel rausgeflogen. Im Winterlager habe ich ein Rohr mit Loch rausgeschmissen, dachte mir: ist ein Loch drin, kaputt. Tja, wenn man keine Ahnung hat soll man das nicht machen, das Loch war das „Schnüffelstück“ für das Kühlwassersystem. Da es nicht mehr vorhanden war, konnte nach dem Abstellen des Motors Seewasser durch den Kühlwasseraustritt (der liegt bei der OnRA unter der Wasserlinie) durch die Kapilarwirkung zurück in den Motor laufen. Wahrscheinlich haben wir noch tierisch Glück gehabt, das der Motor keinen Schaden genommen hat.

Als nächsten Versuch, meinen Schlosser auf Fehmarn angerufen, ob er nach Neustadt kommt und uns hilft? Er so: „Nein, keine Chance, aber ihr habt doch ein Segelschiff, segelt doch nach Fehmarn!“  ????? Ohne Motor? Ohne Maschine komme ich nie und nimmer durch das Fahrwasser nach Burgstaaken, da müsste schon alles 100%ig passen, Windstärke und vor allem Windrichtung! Wir verabredeten, dass er uns mit einem Motorboot an Tonne BURG 1 abholt und dann in den Hafen schleppt, gut, rein kommen wir, mal sehen wie wir hier morgen rauskommen?

Am nächsten morgen suchten wir jemanden, der uns mit raus schleppen kann. Die Motorbootfahrer sagten alle ab, nun will ich mal keine Vorurteile verbreiten, vielleicht gibt es da tatsächlich Schwierigkeiten aber ich wüsste nicht welche. Schließlich fragten wir eine junge Frau die sich anschickte mit ihrem Segler, ca. 8 m, auszulaufen. Sie sagte sofort zu. Die Leinenverbindung herzustellen war ein leichtes, ganz langsam, bei wenig Wind, null Welle und bestem Sonnescheinwetter, ging es Richtung Hafenausfahrt. Am Tonnenpärchen 6/3 lösten wir die Leine und setzten die Segel. Genua, Groß und Besan. Wir legten Kurs an, 50° am Kompass, effektiv hatten wir einen Kurs durchs Wasser von 55°. Bis zum Kardinal „Schwarzer Grund“ liefen wir am Wind mit ca 5 kn. Auf Höhe Dahmeshöved drehte der Wind so extrem, wie ich es bis dahin noch nie erlebt hatte, wir mussten wenden. Nach der Wende konnten wir weiter 50° steuern, na toll!  Ok, wir holten uns jetzt erstmal etwas Raum zum kreuzen. Allerdings ließ der Wind nach, wir setzten also den Blister, um unseren Schlosser nicht länger als nötig warten zu lassen.

später auf der Kreuz

 Schon weit vor Tonne Burg 1 hörten wir den Schlosser über UKW, er suchte uns schon. Es ist gar nicht einfach sich auf See zu finden, wir hatten den Blister zwischenzeitlich wieder geborgen, der nahm auf 5 Bft zu, da gibt es keine wirklichen Anhaltspunkte, denn er hatte kein GPS, und somit keine genaue Position, an Bord. Und weiße Schiffe mit weißen Segeln waren mehrere unterwegs. Schließlich fanden wir uns etwa auf Position 54° 21´N 11° 14´E ca 3 Seemeilen vor „BURG 1“. Da wir gut Fahrt machten, stellten wir keine Leinenverbindung her, es ging schneller wenn wir segelten. Wir brauchten noch zwei Kreuzschläge, dann hatten wir die Tonne genau erreicht. Segel geborgen, Leine dran und nach Burgstaaken geschleppt. Dort hat er uns an einen Fischekutter bzw so ein Ausflugsfischerboot längseits bugsiert. Herr Ollhoff, der Hafenmeister war sofort da und beruhigte sich erst, als er hörte: Maschinenschaden. Tags darauf verholten wir in Ruhe auf einen freien Platz. Ölwechsel, neues Schnüffelstück eingebaut und dann nach Heiligenhafen, unser eigentliches Ziel.

War wieder mal ein echtes Erlebnis, oder Abenteuer? Jedenfalls wieder viel gelernt.

Und nicht vergessen, nach dem Törn ist vor dem Törn!