Sehr schön, sehr schön.
Ein paar Freunde, um genau zu sein, drei, haben mich gefragt ob ich für sie den SKS Ausbildungstörn fahren darf, quasi als Ausbilder. Na gut, ich überlegte mir wen oder welche Behörde mir Auskunft erteilen kann. Der Prüfungsausschuß in Lübeck hat mir dann die Erlaubnis erteilt, sofern das Schiff Seetüchtig ist. Das wiederum entscheiden die Prüfer vor Ort. Ok, wir uns also ein Schiff in Heiligenhafen gechartert, zwei weitere Männer waren noch mit von der Partie, wollten aber nur dabei sein, keine Prüfung machen. Wir waren somit zu sechst. Klaus, Rolf und Rainer wollten die Prüfung ablegen, Bernd und Ralf sind als Mitsegler und Freunde dabei, naja und ich war auch an Bord.
Soweit sogut.
Ein Mitsegler und ich suchen am Samstag Nachmittag am Steg nach „unserem Schiff“, der LOUISE, eine Beneteau First 36.7 Sie liegt auf Platz 24, wir gehen an Bord, denn es ist niemand von der Charterbasis zu sehen. Das Boot ist nicht sehr sauber, überall wo man hinsieht, Krümel, Dreck und Siff. Sieht aus, als hätte die Endreinigung der letzten Wochencharter noch nicht stattgefunden. Kann auch sein, denn wir haben das Boot erst vor am Donnerstag, vor zwei Tagen, gechartert. Eigentlich wollten wir mit der OnRA fahren, aber die lag noch mit Motorschaden in Wismar, war eine Woche vorher erst ausgefallen. Plötzlich hörten wir eine ziehmlich unfreundliche Stimme die wissen wollte ob sie uns helfen könnte, und warum wir einfach auf das Boot gehen würden. Naja, dann habe ich meinen Chartervertrag aus der Tasche gezogen und gemeint, das ein Boot, wenn man es verchartert, eigentlich sauber übergeben werden sollte, warum dieses hier so dreckig wäre und warum sie uns so anmuckt, als Kunden, wollte ich wissen. Sie hat angefangen, da habe ich zurückgemotzt. Jedenfalls hat sie dann sehr sparsam geschaut wegen unseres Vertrages. Ok wir haben das alles dann sehr nett und freundlich besprochen und es stellte sich heraus, das es bisher tatsächlich keine Endreinigung gab, weil das Boot laut ihrer Liste für diese Woche gar nicht in Charter war.
Das Ende vom Lied? Bis der Rest unserer Crew eintraf und wir den Einkauf erledigt hatten, war das Schiff tiptop sauber.Danke an die Mannschaft von PC Ostsee in Heiligenhafen.
Nachdem wir unseren Proviant gebunkert hatten gab es eine ausführliche Sicherheits,- und Schiffseinweisung, mit anschließender Notrolle. Es war mittlerweile schon fast 2100 Uhr und ich entschied: wir legen noch ab, bis Bagenkop sind es nur ca 35 sm. Es gab für uns diese Woche viel Praxis zu lernen, das geht nur auf dem Wasser, nicht im Hafen, außerdem wartete noch ein Prüfling in Kappeln, dass hieß für uns: zwei Ziele. Erstens das noch fehlende Crewmitglied, Rainer, aus Kappeln abholen, zweitens die Prüfung bestehen. Alle drei Prüflinge hatten bisher schon mehr als einen Törn gefahren und brauchten daher keine 300 sm mehr zusammenbekommen, wir konnten uns auf die wichtigen Dinge konzentrieren.
Die Augen der vier an Bord befindlichen wurden sehr groß, sie schauten mich ungläubig an, als ich das Komando zum „Klarmachen zum Ablegen“ gab. Natürlich hatte ich vorher den Wetterbericht eingeholt: SW 5-6 klarer Himmel, 0,8m Welle, keine Warnungen, kein Regen oder Gewitter und der Luftdruck seit drei Tagen relativ stabil. Trotzdem kamen so Fragen wie zB. jetzt noch? da wird es doch dunkel? Äh? jaaaha! genau das ist der Plan, Ihr macht hier SKS Ausbildung, jetzt ist kein Urlaub, auch wenn ihr welchen nehmen musstet. Ablegen spätestens um 0900 Bordzeit, anlegen, wenn wir genug geübt haben. Unter und an Deck alles klar gemacht, Snacks und Heißgetränke vorbereitet und los ging es. Für Bernd war es der allererste Segeltörn, ich war gespannt auf sein Verhalten bei Welle und Krängung, aber er hat sich tapfer geschlagen, keine Seekrankheit, super. Er hat übrigens während der ganzen Woche bei allen BojeüberBord Manövern die Boje wieder eingeholt, ca. 195 mal, danke dafür. Die Nacht verlief unspektakulär. Für die Crew war allerdings alles neu und sehr spannend. Lichterführung endlich mal live, Leuchtfeuer und Tonnen finden, Ausweichregeln auf demKiel-Ostsee-Weg und dann noch ein Schießgebiet in der Howachter Bucht, man man. Der Wind blies gut, das Schiff, eine Beneteau Firts 36.7 lief super, sehr hoch am Wind und dabei noch sehr schnell. Keine sechs Stunden und wir legten in Bagenkop an. Am nächsten Tag frischte der Wind auf etwa 6 – 7 Bft auf, die Crew meuterte, wollte nicht nach Kappeln um Rainer abzuholen, dabei hätten wir kreuzen müssen und wir haben ja auch noch einen Tag Zeit, blabla, ok wir üben draußen und gehen dann rüber nach Marstal.
Wir haben dann den ganzen Tag bei 5 – 6 Bft Manövertrainig gemacht, sind am späten Nachmittag Marstal angelaufen und am nächsten Tag auf am Wind Kurs rüber in die Schlei, nach Kappeln den Rainer einsammeln. Dort lecker Spareribs gegessen in der Bierakademie, sehr empfehlenswert wenn man es rustikal mag. Am Dienstag dann zurück nach Bagenkop, fast kein Wind, spät angekommen. Mittwoch morgen 0800, kein Wind, also machen wir mal was neues, Leinentechnik, in die Box und wieder raus, eindampen in Vor,- und Achterspring usw.
oben : kein Wind in Bagenkop, wie schon erwähnt
mit Spring rückwärts in die Box
auf dem Weg zum Eindampfen
kurz davor, die Spannung steigt, naja, bei den Bedingungen kann man alles in Ruhe erklären.
Anschließend haben wir Kurs auf Fehmarn angelegt, Orth war unser Zielhafen. Spät kamen wir an und bekamen direkt vor der Kneipe „Windstärke 12“ einen Liegplatz vor einem großen Katamaran. Noch während wir das Boot vertäuten ging der Rainer schon mal rüber ein frischgezapftes Anlegerbier bestellen. Wir sitzen kurze Zeit später gemütlich in diesem Lokal und sprechen über die Prüfung am Freitag, als uns der Sepp, das war damals der Wirt fragt, wann denn unsere Prüfung wäre und ob wir noch mit der Edith trainieren wollen. Wer ist denn Edith? Und warum sollen wir die mitnehmen? Na die da vorne sitzt, sie ist Prüferin beim DSV und würde mit euch nochmal intensiv üben. Ok, alles klar, sie kommt mit, denn schließlich bin ich hier und heute das erste mal als „Ausbilder “ unterwegs und vielleicht habe ich ja noch was vergessen.
Donnerstag morgen 0830: absolut pünktlich erscheint Edith am Kai, zieht Ihre Rettungsweste an, stellt sich nochmal vor und sagt: “ So, zeigt mir mal, was ihr bisher gelernt habt, ich gebe keine Kommandos, ich schau nur zu.“ Ok, Schiff ist bereits klar, leinen Los und rückwärts raus. Heute ist wieder mehr Wind, ca. 5 Bft.
Den ganzen Tag über haben meine Prüflinge Manöver unter Segel und Motor geübt, Segel setzten und bergen, beiliegen, Kurse zum Wind, hat alles gut geklappt. ABER beim Notmanöver waren sie alle zu schnell, es war wie verhext, alle standen unter Strom. Edith hat uns allen, auch mir, mit ein paar einfachen Tricks gezeit, wie man beim Aufnehmen der Boje immer langsam genug ist, warum man beim setzen des Groß nicht mit der Nase genau in den Wind geht und vieles weitere.Alles in allem hat es uns eine Menge gebracht, viele Kleinigkeiten gelernt, manche wußte ich eigentlich, aber im richtigen Moment dran denken und den „neuen“ erklären hat nur zu 90% geklappt, ist ja auch nicht schlimm, schließlich bin ich keine Segellehrer. Zum Abschluß des Tages haben wir „unsere“ Prüferin dann noch auf lecker Fisch in Heiligenhafen eingeladen und sie anschließend zurück nach Orth gebracht. Mit den besten Wünschen und zuversichtlich, dass alle drei bestehen, verabschiedete sie sich von uns.
Dann der Tag der Prüfung:
09:00 Briefing im Grillpavillon an Steg 1 D. Es waren folgende Parteien vor Ort: Zwei Prüfer, 14 Segelschulen, also Profis und ich, der Neuling. Es wurde geklärt, wie die Prüfung genau ablaufen soll, wer wann dran ist und wie die Prüfer die Boote wechseln. Damals war das Ab,- und Anlegen noch kein Prüfungsinhalt, hat niemanden interessiert, also wurde beschlossen die Prüfer draußen von einem zum nächsten Schiff übersteigen zu lassen. Dabei sollte das Boot welches die Prüfer an Bord hat sich langsam dem genau geradeausfahrenden nächsten Prüfboot nähern, längseits gehen und die beiden sollten umsteigen. Da ich mich als Neuling geoutet hatte war mir sofort klar, “ dich lassen sie nicht an ein anderes Boot heranfahren, du bist derjenige an den herangefahren wird, bei beiden Manövern!“ Egal, wichtig ist nur, das alle bestehen.11:00 war für uns eingeplant, vorher vier andere Schiffe mit unterschielich vielen Prüflingen an Bord. Wir also noch in Ruhe einen Kaffee getrunken und dann gegen 10:15 die Leinen los und ausgelaufen. Bis zur Tonne „Heiligenhafen 1“ sind es etwa 1,5 sm und wir wollten ersten nicht zu spät dort sein und zweitens mal ein bissl schauen, was die anderen so machen. Wir beobachteten etliche MOB Manöver und fragten uns, wieviele Leute da wohl geprüft werden, auf dem einen Schiff, mindestens neun mal fiel die Boje ins Wasser? unverständlich. Bei meinen Jungs stieg so langsam die Nervosität und ich beschloss, uns weit entfernt von den anderen Schiffen aufzuhalten. Es wurde 11:00 es wurde 11:30, es wurde immer später. Um 12:15 kam dann der ersehnte Funkspruch: LOUISE klarmachen zum übernehmen der Prüfer, wir sind direkt hinter euch.
Es ging also los, wir waren dran. Prüfer an Bord genommen, Daten ausgetauscht und schon ging fing es an. Ein Prüfer unter Deck, einer oben. Jeder musste unter Motor alle Manöver fahren wie zum Beispiel wenden über StB, auch über Bb, Kurse fahren, aufstoppen und natürlich das Notmanöver Boje über Bord. dies Manöver wurden dreimal gefahren, einmal je Prüfling. Jeder gab die nötigen Kommandos, alle Ansagen wurden gemacht,zB. an welcher Seite die Boje aufgenommen werden sollte, alles in Ruhe, von hecktik war keine Spur mehr. Dann Segel setzten. Rolf stand am Ruder und gab Kommando dazu. Die LOUISE hatte kein Rollgroß, sondern ein durchgelattetes mit Lazyjags. Alles lief vorbildlich. Einzig: er vergaß den Motor erst zu drosseln und dann abstellen zu lassen. Aber die Crew war gut. Einer kam ganz zufällig nach ein paar Sekunden an den Gashebel, der sitzt bei der First 36.7 auf der Bb seite unten an der Sitzbank direkt hinter bzw. unter der BbWinsch, der Rolf merkte sofort was los war und ließ abstellen, gut, sehr gut. Nun die Manöver: Mittlerweile war einer der Prüfer mit jeweils einem Prüfling unter Deck, was dort genau gesprochen wurde entzieht sich meiner Kenntnis, aber es ging um Schiffssicherheit, Brand, Wassereinbruch, Navigation, Wetter und sonstige Seemannschaft. Während also unten Theorie geprüft wurde, kamen an Deck die Manöver in zügiger Reihenfolge dran. Wende, Halse, am Wind, RaumWind, 125°, Wende, halber Wind, 320°, MOB !!! Die Komandos? Rolf?, die Kommandos? Er segelte stumpf seinen gelernten Kurs, war nach dem Aufschießer zu schnell, ca 1,4 kn und sagte dann in aller Ruhe: “ Skipper, kannst Du mal den Baum gegen den Wind drücken? wir brauchen etwas Bremse.“ Gesagt getan, ich also den Baum gegen den Wind und das Schiff auf 0,4 kn abgebremst. Da hatten wir die Boje auf höhe der Wanten und nahmen sie an Bord. Fertig, der nächste bitte. Rainer und Klaus, machten des fast genauso wir Rolf, allerdings gaben die beiden die jeweiligen Komandos. Jeder segelte wieder Kurse nach Gradangaben, Wende, Halse und das MOB Manöver. Keiner machte auch nur ein einziges Manöver zweimal! Die Prüfung war beendet, die Personalien für die Ausgabe der Führerscheine ausgetauscht und der Funkspruch für die nächsten von uns abgesetzt. War klar, ich sollte geradeaus fahren, die nächste Segelschule wollte bei mir längsseits gehen, ich wusste es, ich habs GEWUSST! Geil, was für ………n naja, is egal jetzt, meine drei haben ALLE BESTANDEN.
Nun meine Fragen an die Prüfer:
1. Warum hat es bei den anderen so lange gedauert?
Antwort: da musste jeder mindestens zwei, manchmal auch mehr Manöver doppelt fahren, weil es beim ersten mal zu schlecht war.
2. Ich hätte gerne ein Feedback von Ihnen, das hier war mein erster Ausbildungstörn, wie waren Sie zufrieden?
Antwort: Super, wenn all diese Profis da drüben ihre Leute so gut geschult hätten wie Sie, dann könnten wir auch mal pünktlich fertig werden, weil nicht jeder alle Manöver doppelt fahren muss!
zum Glück weis ich keinen einzigen Namen der Teilnehmenden Segellehrer bzw. Segelschulen, ich will auch niemandem auf die Füsse treten, ich bin nur Glücklich, das es bei mir geklappt hat und zwar gut.
Ich: glaube ich bin rot geworden,“ Danke, danke für das fette Kompliment, geht runter wie Öl.“
Prüfer: “ Was mir ganz besonders gut gefallen hat war, beim MOB Manöver mit dem Groß die Fahrt aus dem Schiff zu nehmen, das hab ich schon jahrelang nicht mehr gesehen!“
Dafür ein Dank an Edith, die DSV Prüferin, die allerdings mit unserer Prüfung nichts zu tun hatte, außer uns zu trainieren!
Das andere Schiff ging längsseits, die Prüfer stiegen über, die Prüfung war bestanden, für ALLE DREI.
das war unsere Crew, sechs Männer, ein Skipper drei SKS und zwei Freunde des Segelns!
Meinen Glückwunsch an alle drei, wenn man bedenkt, das zwei von Euch in 2012 das erste mal auf einem Segelboot waren, Hut ab.
Anlegen, auschecken, Schiffsübergabe, Gruppenfoto und ab nach Hause.
Und nicht vergessen, nach dem Törn ist vor dem Törn!