Mein Segellehrer hat mir ein Schiff angeboten. Eine Woche kostenlos, wenn Du willst. Das war die Ansage. Als wir das Schiff sahen, wollte ich eigentlich sofort wieder weg, das war ein Trümmerhaufen. Unsere Jungs hatten aber schon 32 Std. saubergemacht und aufgeräumt, somit konnten wir nicht einfach wieder abhauen. Nach weiteren drei Tagen putzen, schrubben, entsorgen, aufräumen und Segel suchen haben wir uns dann losgewagt. Allein die Segel anzuschlagen war gar nicht einfach für einen Chartersegler, der sonst alles vorgesetzt bekommt. Aber es hat doch geklappt. Es waren nicht alle Segel vorhanden, das Groß fehlte, die kleinere von den beiden Genuas habe ich zu hoch angeschlagen, aber der Kahn fuhr.
Am ersten Tag sind wir nur aus dem Hafen raus und haben bei einer Windstärke Segel setzten und bergen geübt (das Ding hatte zwei Masten), und einige Motormanöver gefahren. Am zweiten Tag haben wir uns von Fehmarn bis Heiligenhafen getraut, das einparken in die Box war ein Highlight, mit dem Langkieler ohne Bugstrahlruder. Auch bei null Wind haben wir den Hafen gut unterhalten, is aber nix kaputt gegangen ! !
Der dritte Tag war mein Geburtstag, wir wollten nach Kühlungsborn und sind auch hingefahren, Bft 1 und los ging die Schleicherei. Wir waren abends dort und sind noch zu Fuß bis zum Campingplatz am anderen Ende der Promenade gelaufen, um dort Freunde aus dem letzten Urlaub zu besuchen. Es war ein großes HALLO als wir uns trafen, denn die rechneten nicht mit uns. Für den nächsten morgen war 3 – 4 aus NW vorhergesagt, nicht so schön, weil gegenan, aber für den übernächsten Tag war 7 – 8 NW angesagt. Also morgen Früh wieder zurück. Als wir dann ausgelaufen waren stellte ich fest: 3 – 4 das kann nicht sein, es sind hier am Windex 28 – 34 Knoten, NW passte, die Welle geschätzte 2 m. Hoch am Wind ging nicht ohne Groß und der schlecht gesetzten Genua, also alle Schoten dicht und so hoch wie möglich, der Rest findet sich. In dem Moment reißt eine Rolle vom Hohlepunkt ab, nimmt gleich den ganzen Seezaun mit und schlägt dann wie blöd an der Schot im Wind herum. Reflexartig greife ich zu und hab sie wieder eingefangen, bevor sie jemanden trifft oder das Schiff beschädigt, Glück gehabt. Ich Trottel hatte die Schoten nicht durch die Umlenkrolle geführt, sondern vom Hohlepunkt direkt auf die Winsch belegt, das geht nicht. Ok, Seereling festlaschen, Schoten vernünftig führen und weitergeht es. Unser Kumpel Lars wurde dann langsam Seekrank, ich wusste nicht, dass man so grün im Gesicht werden kann. Wir kümmerten uns um ihn, wärmen, essen, trinken.
Auch einige der Rest Crew wurden immer stiller. Fabian, unser ältester, saß am Ruder, links hielt er den Kopf von Lars, rechts den von seinem Bruder Arno, unser jüngster, Ludger, lag in der Lotsenkoje und schlief. So sind wir dann dänisch gekreuzt bis wir wieder in Burgstaaken waren.
Aber bei diesem wilden Ritt habe ich die Seegängigkeit der TATJANA kennen gelernt, nicht zu vergleichen mit den anderen Schiffen die ich bis dahin schon gesegelt hatte. Auch größere Boote lagen viel schlechter in der Welle. Am Ende wusste ich: WENN ich ein eigenes Schiff anschaffe, dann ein altes, mit gutem Seeverhalten und anständiger Stabilität, ein Qualitätsschiff eben.
Und nicht vergessen, nach dem Törn ist vor dem Törn!